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Sonntag, 20. September 2020

Reinigen und neu Ölen von Sinterlagern mit Hausmitteln

Der interne Querstromlüfter an meinem Backofen hat nach nur knapp 20 Jahren Betrieb seinen Geist aufgegeben und ist festgelaufen. Ersatz gibt es keinen, bzw. nur gebrauchte Teile zu hohen Preisen und mit der Garantie, dass auch diese bald ausfallen dürften.
Nach kurzer Untersuchung war klar, dass die beiden kleinen Bronze-Sinterlager auf der Motorseite die Übeltäter sind. Hohe Temperaturen und langer Betrieb haben diese austrocknen lassen und vom Schmiermittel war keine Spur mehr vorhanden bzw. die vorhandenen Spuren waren durch Verharzung bestimmt die Auslöser des Ausfalls.
Diese Lager gibt es nicht als Ersatz, also wagen wir einen Versuch, diese wieder fit zu machen. Da sie nicht ausgeschlagen waren, ging es also um Reinigung und neues Schmieren. Einfach nur Fett auf Welle und Lager aufzutragen schien mir nicht der richtige Weg, da dieses sich wahrscheinlich schnell über die ganze Welle verteilen und damit auch wieder schnell von den Schmierstellen verflüchtigen würde.
Im Ergebnis läuft der Lüfter nun wieder top und ich bin gespannt, ob die Reparatur auch von Dauer ist.

So bin ich dabei vorgegangen:

Außenreinigung

Mit Aceton das Lager soweit möglich äußerlich und an der Gleitfläche reinigen. Die Welle, die in dem Lager läuft, habe ich mit ganz feiner Stahlwolle von Öl-/Harz-Resten befreit und damit auch gleich etwas poliert.

Reinigung des Sintermaterials

Das Lagermaterial selbst wird mit einem Vakuum gereinigt.

Zu Reinigung wird ein Gefäß oder besser eine Spritze verwendet, in die das Lager hinenpasst.

Das Gefäß wird mit Aceton gefüllt, so dass das Lager vollständig bedeckt ist. Dann wird soweit möglich die Luft entfernt (bei der Spritze mit dem Kolben).

Jetzt ein möglichst großes und langanhaltendes Vakuum erzeugen, in dem z.B. der Kolben der Spritze bei zugehaltener Öffnung zurückgezogen wird. Es entweicht sichtbar Luft aus dem Lagermaterial. Den Unterdruck halten und mehrfach wiederholen. Je häufiger, desto besser. Idealerweise wird sichtbar Schmutz aus dem Lager gezogen und in dem Aceton gelöst. Irgendwann wird die austretende Luft deutlich weniger - das Lager ist scheinbar mit Aceton geflutet.

Entfernen des Acetons

Erneut das Lager äußerlich reinigen, danach gut belüftet das Aceton verdunsten lassen. Erwärmen des Lagers im Ofen für 1-2h bei ca. 90 Grad beschleunigt diesen Vorgang deutlich. Leider läßt sich nicht genau feststellen, wann das Aceton vollständig verdunstet ist, es sollte deshalb auch bei erwärmtem Lager mind. 24h gewartet werden.

Lager wieder neu ölen

Das "befüllen" des Lagers mit Öl geschieht analog zum Reinigen: Wieder zusammen mit dem frischen Öl in ein Gefäß/Spritze legen und mit Vakuum das Öl einbringen. Beim Erzeugen des Vakuums solltet ihr wieder Luft aus dem Material entweichen sehen. Auch dieses Vakuum lange halten und häufig wiederholen.
Bei jedem Druckausgleich verschwinden die Luftblasen am Lager schlagartig und das Öl zieht dabei in das Sintermaterial ein. Irgendwann treten keine Luftblasen mehr aus, das Lager sollte wieder gefüllt sein.

Mit professionellem Equipment und hohem Unterdruck wird sicher noch mehr Öl einpressbar sein, aber mehr bekommt man mit Hausmitteln wahrscheinlich nicht hin.

Ich habe sehr dünnflüssiges (Silikon-)Öl verwendet und noch nicht probiert, ob es auch mit zäheren Ölen genau so gut funktioniert. Das Silikonöl habe ich verwendet, da die zwei kleinen Sinterlager an meinem Backofenlüfter bei hohen Temperaturen laufen. Alle anderen Öle, die ich im Zugriff hatte, waren nur bis ca. 110°C tauglich, das Silikonöl bis ca. 200°C.

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